Krisen, vor allem wenn sie mit einer derartigen Geschwindigkeit in unser Leben hineinbrechen, rufen Ängste in Erinnerung. Angstzustände, die wir sonst nur wenig wahrgenommen haben, oder die wir im Sicherheitsgriff unseres tagtäglichen Bemühens und unseres vernünftigen damit Umgehens wähnten, zwingen uns nun, inne zu halten, und neue Wege im Umgang mit ihnen zu finden.

 

Angst zu haben ist Teil unseres Lebens und ein wichtiger Aspekt innerhalb unserer menschlichen Entwicklung. Sie ad hoc weghaben oder überwinden zu wollen ist ebenso illusionär (gerade in Krisenzeiten), wie es niederschmetternd ist, ihr ständig neue Nahrung zu geben. Also, was tun?

 

Bewusstes Handeln

Ein schier unüberwindbares Qualitätsmerkmal von Angst ist, dass sie sich unkontrollierbar über sämtliche andere Gefühle und Gedanken drüberlegt. Aus dem dunklen Schleier wird ohne unser bewusstes Zutun etwas, was tatsächlich die Führung über unsere Haltung und unser Handeln an sich reißt. Angst verschwindet nicht einfach, wenn die Auslöser oder mitauslösenden Umstände sich mildern oder vorüber gezogen sind.
Und das ist ein weiteres Merkmal von Angst, dass sie ihre Position dauerhaft verteidigt und uns hierfür ein nahezu logisches Argument liefert: unseren Schutz. Ihr (Früh)Warnsystem funktioniert verlässlich und verfügt über ein beachtliches Datenvolumen.

Vernünftiges Verhalten bewirkt leider dauerhaft wenig, wenn es um den emotionalen Einfluss von Angst auf uns geht. Sich an unsere Ratio zu klammern ist meist der Ausdruck von Hilflosigkeit angesichts des immensen Einflusses von Angst auf uns. In Wahrheit haben wir allerdings eine sehr viel größere Macht in uns, derer wir uns erinnern sollten, gerade, wenn unser Herausforderer Nr. 1 – die Angst – das Feld betritt.
Es ist die Macht, bewusst zu handeln. Und das beginnt damit, dass ich mir bewusst mache, was Angst in mir auslöst. Wenn ich es mir erlaube, sie zu hinterfragen, dann schaffe ich Raum zwischen mir und ihr. Dann löse ich mich aus ihrem Klammergriff und mich aus einem reflexartigen, unüberlegten – und damit im schlimmsten Fall auch irrationalen Verhalten.


Tief durchatmen

Ich habe mir ebenfalls die Frage gestellt, was in mir aktuell Angst oder ein ungutes Gefühl auslöst. Neben den leeren Regalen sind es die weiter zunehmenden Einschränkungen, das Abstandhalten und das permanente Abwägen, wen kann man noch guten Gewissens treffen und wen nicht. Nichts von alledem bedroht meine Existenz unmittelbar. Es sind die Maßnahmen selbst, die ungefiltert und ungebremst auf den roten Alarmknopf drücken und mir zu signalisieren versuchen: Was da noch alles auf uns zukommt, verheißt nichts Gutes. Zusätzlich verselbständigen sich die Stimmen in mir und zischen auch ohne konkreten Anlass unaufhörlich ins Gewissen.
Ich ertappte mich neulich in einer Warteschlange stehend dabei, was wohl geschähe, wenn ich hüsteln müsste, einfach weil ich mich an meiner Spucke verschluckt hätte. Ob dann alle garstig auf mich zeigen würden, hektisch noch mehr Abstand einnähmen, und was sie wohl von mir erwarteten. Ich erwachte mit leichtem Kopfschütteln aus meinem Gedankenkino: „Was Angst aus uns macht, wenn wir ihr das letzte Wort lassen…“, nahm ein paar tiefe Atemzüge und konnte deutlich spüren, wie das Adrenalin durchwallte Blut wieder ruhiger floss.


Distanz zur Angst

Ohne innerlich Distanz zur eigenen Angst aufzubauen, ohne bewusst einen Abstand zu dem Angstverhalten anderer einzunehmen, verstärken wir unsere emotionale und körperliche Angreifbarkeit.
Mich würde interessieren, ob der Stresspegel bei Vielen von uns derzeit nicht sogar höher ist, als in den engmaschigen Alltagstaktungen von Beruf, Familie, Freizeitambitionen und sonstigem zum Teil selbstauflegten Aktionismus.
Angst forciert gerne und bringt eine Beschleunigung in Prozesse mit sich, die wir selten nachvollziehen können. Rein körperlich betrachtet, laufen wir unter Angst auf Hochtouren bis eine Art Lähmung eintritt. Wie ein(e) Mitgift, heftet die Angst ihr Überleben an Schnelligkeit. Das hat sie mit dem Virusverhalten gemein - fällt mir gerade auf. Angst mag keine Ruhepausen, denn die lassen Raum zum Hinterfragen, sie mag keine Innenschau, denn dann könnten mächtige Gegenspieler ans Licht (unseres Bewusstseins) dringen: Zuversicht, Freudenfunken, Dankbarkeit, Vertrauen.


Handlungs­alter­nativen entdecken

Wenn wir also raus aus unseren Angstfallen wollen, dann sollten wir durch das Nadelöhr schlüpfen und bewusst mit dem umgehen, was Angst auslöst, dann müssen wir aus dem Geschwindigkeitsrad aussteigen und vor allem in die innere Ruhe einsteigen.
Auch wenn im Außen alles immer stiller wird, so bedeutet das nicht automatisch, dass wir zugleich auch innerlich ruhig(er) werden. Ganz im Gegenteil, für viele wartet hier eine neue, ebenfalls mächtige Herausforderung: die Konfrontation mit sich selbst und der inneren Unruhe, die natürlich Teil einer solchen Ausnahmesituation ist.
Weder der Rebell, noch das Opfer haben empfehlenswerte Werkzeuge im Umgang mit unseren Angstfallen. Erst wenn wir uns aus diesen Hüllen befreien und weder ihnen, noch der Angst selbst das letzte Wort überlassen, richten wir uns Kraft unseres Bewusstseins auf das aus, was uns weiterbringt. Wir werden erfahren, dass es möglich ist, selbst unter diesen beklemmenden, konfrontativen Umständen unsere Haltung und unseren Umgang damit (immer noch) selbst wählen zu können, frei zu sein, Handlungsalternativen zu entdecken, die uns bislang in unseren Komfortzonen nie eingefallen wären.


Innere Ruhe bringt Entschei­dungs­kraft

Ich setze der Angst immer wieder bewusst einen Kontrapunkt: Ruhe. Einatmen, ausatmen. Meine Klarheit kehrt dann zusehends zurück und meine bewusste Entscheidungskraft, was zu tun und was zu lassen ist. Ich werde dabei jedes Mal mit einer unerwarteten Gelassenheit beschenkt, die mich gegenüber der ansteckenden Unüberlegtheit Anderer immunisiert.
Klopapier, Nudeln und der Mindestabstand entspricht für viele nur einem Übungsfeld. Sie treffen noch viel schwerwiegendere Ängste, nämlich wirtschaftliche Existenzängste. Hier gilt es umso mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber walten zu lassen, den Körper nicht dadurch zu schwächen, indem man sich maßlos der Angst überlässt.
Wir sollten bewusst bestrebt sein, das Stresslevel in uns auf ein bestimmtes Niveau zu bringen, derzeit also vor allem bewusst runter zu fahren. Ein Niveau, welches in evolutionärer Weise über viele Jahrtausende hinweg für innovative Lebensentwicklung und Bewusstseinsoptimierung gesorgt hat. Dann könnten wir sogar behaupten, dass wir im Fluss mit einem sinnhaften naturgegebenen Krisenmanagement sind, statt schlimmstenfalls in eine „Sinn.Krise“ zu fallen.


Arbeitsbuch

Weil Lesen nicht alleine hilft und viele meiner Kunden immer wieder mitschreiben, was ich während unserer Beratungen empfehle, werde ich hier nun sukzessive zu den einen Blogthemen auch Arbeitsblätter mit Übungen und Anregungen mitliefern. In einem künftigen Ebook wird das Ganze dann noch vertieft.
Lebensoptimierung_Arbeitsbuch_Angst.


Nächste Folge

Lest in meinem nächsten Blog und hört in meinem nächsten Podcast: Heilsamer Müßiggang für helle Köpfchen

 

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