"Sie müssen Ihre Erfahrungswerte mit anderen teilen....", so oder ähnlich lautete immer wieder der Appell aus den Kreisen meiner Kunden, die zu mir kommen und denen ich als Psychologische Beraterin weiterhelfen konnte. Das Themenfeld ist so unendlich, wie die vielen Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich durch meine Arbeit gewinnen konnte.
Anlässlich der besonderen Lage, die uns die Corona-Krise gerade beschert, möchte ich einige Folgen darauf verwenden, hierzu besondere Anregungen zu geben. Heute geht es um unsere Achtsamkeit, denn sie ist ein wichtiges Werkzeug gegen vorschnelles Handeln und ein zum Teil auch irrationales Verhalten.
Ausnahmezustände benötigen wie keine andere Lebensphase unser ganz bewusstes Zutun, zugleich sind sie meist auch Initiatoren für die Entwicklung von Bewusstsein. Was bedeutet das?
Wir können wählen
Bewusst zu leben ist für uns das Ergebnis von Erkenntnissen, die wir oft genug nur aus besonderen Momenten heraus gewinnen: einschneidende Erlebnisse, berufliche Entscheidungen, körperliche Einschränkungen, private Veränderungen. So haben wir vielleicht schon unsere Essgewohnheiten, unser Konsumverhalten und die Freizeitgestaltung überdacht und entsprechend geändert. Wir wählen bewusster, statt nach dem zu greifen, was wir immer schon taten, was andere tun oder was gerade im Angebot ist.
Wir haben immer Alternativen
Unser bewusster Umgang mit verschiedenen Lebensthemen sensibilisiert unsere Achtsamkeit auch für andere Bereiche. Achtsamkeit gibt uns die Freiheit zu wählen, weil sie unsere Entscheidungsabläufe verlangsamt. Damit wird Achtsamkeit zu einem wichtigen Werkzeug in Zeiten wie diesen. Wir können Achtsamkeit einsetzen, um überzogene und zwanghafte Verhaltensfallen auszubremsen. Statt zum Beispiel hastig nach unverhältnismäßigen Mengen von Lebensmittelvorräten oder Hygieneartikeln zu greifen, würden wir zuvor in Ruhe und mit Blick auf Vorhandenes auch mögliche Alternativen erwägen. Ich stand, wie viele andere auch, vor zum Beispiel leergefegten Nudelregalen. Bei uns in einer eher ländlichen Region waren die Körbe mit frischen Sachen allerdings noch gut gefüllt. Aus München wurde mir berichtet, dass allerdings auch dort sämtliche Frischwaren rar geworden sind. Die junge Frau schwenkte kurzerhand auf tiefgefrorenes Gemüse und Obst um und vermerkte, dies habe meist noch mehr Vitamine als so manches, zu früh geerntetes Importobst.
Schilder mit Verweisen auf faires Verhalten zieren die Gänge, in denen noch Toilettenpapiervorräte stehen könnten, wenn nicht einige von uns für Monate gehortet hätten. Ich selbst habe mir überlegt, was meine Alternativen wären: vom Comfortverzicht ausgehend bis hin zum worst case, d.h. es gibt einfach erstmal keine weichen 3- oder 4-lagigen Abrissblättchen mit verschiedenen Duftnoten mehr. Vom Zerschneiden des Küchenrollenpapiers, über Zeitungspapier bis hin zum Szenario, sich mit Wasser zu reinigen, war alles möglich. Letzteres habe ich selbst auf einer meiner Reisen im Hochland der Türkei hautnah erlebt und muss sagen, die Vorstellung davon hatte mehr Widerstände erzeugt, als die tatsächliche Handhabung. „Alles halb so schlimm.“, musste ich mir im Nachhinein beschämt ob meiner Pingeligkeit eingestehen.
Behalten wir den Nächsten im Blick
Es ist vor allem auch dem Gemeinwohl geschuldet, umsichtig zu bleiben, was ein achtsames Verhalten stets mit sich bringt. Umsicht bedeutet, dass ich auch den Nächsten im Blick behalte, gerade wenn ich mich für ein bewusstes Leben im Allgemeinen entschieden habe. Wenn ich mir bewusst mache, dass ich noch einige Alternativen für die Hygiene nach dem Toilettengang und deutlich gesündere Lebensmittel zum Essen habe, dann verlangsame ich das Rad der Mangelhysterie und Ängste. Und vielleicht erwachsen daraus ganz ungeahnte Ideen für neue Kochrezepte oder bemerkenswerte Selbsterfahrungen, wenn man es schafft, über den eigenen Schatten zu springen und auf Dinge zu verzichten, die vertraut, aber nicht überlebenswichtig sind.
Hier noch eine weitere Anregung: Schaut doch mal, ob Ihr mit der Zeit zuhause nicht nur den Frühjahrsputz angeht (vielleicht gründlicher als sonst), sondern auch eine körperliche Auffrischung Eurer Zellen starten. Frühjahrs- oder Fastenkuren eigenen sich zum Beispiel wunderbar für diese Jahreszeit. Smoothies und alle natürlichen Vitamine helfen unserem Organismus viel mehr, stabil durch diese herausfordernde Zeit zu kommen als vorgefertigte Teigwaren.
Bleibt mit Herz und Hirn: bewusst gesund!
Nächste Folge
Lest in meinem nächsten Blog und hört in meinem nächsten Podcast: Angst hat nicht das letzte Wort